Immer wieder erreichen mich Fragen von Frauen, die berichten, dass ihre ADHS-Medikation mal besser, mal schlechter wirkt – manchmal sogar gar nicht. Auch in der Perimenopause oder den Wechseljahren scheinen die Symptome bei manchen Frauen zuzunehmen und die Medikamente können schwerer einzustellen sein.
In diesem Beitrag gehe ich der Frage auf den Grund, warum das so ist – und was Frauen tun können, um besser mit ihrer ADHS-Medikation durch den Zyklus zu kommen. Ich setze in diesem Beitrag einen Zyklus voraus, sprich keine hormonelle Verhütung oder Therapie.
Die Hormone im Spiel: Östrogen und Co.
Östrogen als Schlüsselhormon
Östrogen fördert die Aktivierung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Wenn man dies kombiniert mit etwas Zykluswissen, ist leicht zu verstehen, warum eine ADHS-Medikation in der ersten Zyklushälfte oft besser wirkt – und gegen Ende des Zyklus nachlassen kann.
Die meisten kennen es, aber es ist vielen oft nicht präsent, deshalb hier zur Erinnerung:
1. Zyklushälfte (Tag 1 bis ca. Tag 14): das Östrogen dominiert.
2. Zyklushälfte (ab ca. Tag 15): das Progesteron übernimmt.
Gegen Ende des Zyklus fallen die Hormonwerte immer mehr, bis sie zum Tag 1 am tiefsten sind. Und nur so nebenbei: PMS kann eine Folge von Progesteronmangel sein.
Auch mit Beginn der Perimenopause und in den Wechseljahren nimmt der Östrogenspiegel ab.
Die Folge: Auch die wichtigen Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin stehen weniger zur Verfügung.
ADHS und der hormonelle Einfluss: Warum Hormonschwankungen ADHS-Symptome verstärken
Bei ADHS sind genau diese Neurotransmitter betroffen. Deshalb ist es logisch, dass die Wirkung der Medikation mit den Hormonschwankungen mitmacht.
Die Frage, die sich daraus ergibt: Was können Frauen tun, um diese Schwankungen besser zu managen?
Zykluswissen als Werkzeug
Die Antwort ist einfach und komplex zugleich: Wir Frauen sollten unseren eigenen Zyklus kennen und verstehen.
Wer weiß, wie der eigene Körper tickt, kann gezielter auf die Bedürfnisse eingehen – und auch mehr Einfluss auf die Wirkung der ADHS-Medikation nehmen. Eine verhältnismässig simple (wenn auch nicht immer einfach, ich weiss…) Angelegenheit sind die Ernährung und das Stressmanagement.
Ernährung und Lebensstil: Was hilft in welcher Zyklusphase?
1. Zyklushälfte: Östrogen im Fokus
Östrogen und Insulin sind Gegenspieler. Steigt der Insulinspiegel (z.B. nach dem Essen), sinkt der Östrogenspiegel – und umgekehrt.
Was hilft?
– Blutzucker stabil halten: Möglichst wenig Kohlehydrate, dafür mehr Gemüse, Proteine und gesunde Fette. Ketogene oder Low-Carb-Ernährung kann in dieser Phase hilfreich sein.
– Fasten: Funktioniert in der ersten Zyklushälfte besonders gut.
Das Ziel: Die Östrogenproduktion fördern und damit den Eisprung unterstützen, denn der ist die Voraussetzung, dass in der 2. Zyklushälfte Progesteron produziert wird.
2. Zyklushälfte: Progesteron und Stressmanagement
Nach dem Eisprung steigt das Progesteron. Dieses Hormon mag einen etwas höheren Blutzucker und ist sensibel auf Stress – steigt das Cortisol, sinkt der Progesteronspiegel.
Was hilft?
– Ausgewogene Ernährung: Gemüse, Proteine, gesunde Fette – jetzt kombiniert mit langkettigen Kohlenhydraten und Ballaststoffen.
– Stress vermeiden: Besonders ab ca. Tag 20 hat Entspannung und Selbstfürsorge Priorität. Nein sagen ist zwar oft etwas, was wir Frauen üben dürfen, aber sehr notwendig in dieser Zyklusphase. Denn je mehr wir jetzt für uns sorgen, desto leichter wird der nächste Zyklus.
– Ketogene Ernährung oder Fasten: In dieser Phase weniger sinnvoll, da es.
Ergo: Selbstfürsorge als Schlüssel
Der weibliche Zyklus kann die Wirkung der ADHS-Medikation deutlich beeinflussen. Wer seinen Körper kennt, kann gezielt gegensteuern – mit der richtigen Ernährung, Stressmanagement und Zykluswissen.
Deshalb: Beobachte deinen Zyklus, probiere aus, was dir guttut, und sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt über die Anpassung der Medikation und allenfalls hormoneller Unterstützung.
Und die gute Nachricht: Du bist nicht allein – und du kannst etwas tun!
In kommenden Beiträgen gehe ich noch tiefer auf die Hintergründe und praktischen Tipps ein.
Bis dahin: Bleib achtsam mit dir!
Ich freue mich über deine Nachricht!
Teile deine Erfahrungen gerne mit mir unter mail@simonefuchs.ch – wie erlebst du die Wirkung deiner ADHS-Medikation im Zyklus? Was hilft dir? Lass uns gemeinsam lernen und wachsen! 🌸💪
Quellen: Maisie Hill: Superpower Periode, 2022.
Mindy Pelz: gesund, schlank und fit mit der Zyklusernährung, 2022.
https://www.glucosegoddess.com/en-ch/pages/science
https://www.hubermanlab.com/topics/science-of-adhd
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2715944/
https://www.nature.com/articles/s41398-019-0619-y
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23419004/
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12013068/