Letztens erreichte mich eine Frage bezüglich Stimulanzien und Appetitlosigkeit. Das Arzneimittelkompendium sagt dazu, dass die Nebenwirkung ‹vermindeter Appetit› sehr häufig, d.h. bei 1/10 behandelten Personen oder mehr auftritt. Es ist also alles andere als ungewöhnlich.

Aus meiner eigenen Erfahrung, teile ich hier meine Insider-Tipps, was man tun kann, um gut damit besser zurecht zu kommen.

Erstens: vorher gut Essen

Das sieht vielleicht offensichtlich aus, aber oft genug denkt man nicht daran oder hat eine andere Routine: vorher bzw. mit Medikamenteneinnahem gut essen. Und hier stellt sich schnell die Frage, was ‹gut› bedeutet. Für mich bedeutet gut, ausgewogen. Und das heisst wiederum, gerade für das Morgenessen ausreichend mit Proteinen und guten Fetten versorgt zu sein bei wenig Kohlehydraten. Für Frauen lohnt es sich zudem den Zyklus zu berücksichtigen.

Warum wenig Kohlehydrate? Weil Kohlehydrate den Blutzucker in die Höhe treiben – im Englischen nennt man das einen ‹Spike› – was letztlich zur Folge hat, dass nach dem Hoch ein entsprechendes Tief kommt, was den Körper dazu veranlasst, den nächsten Spike zu verlangen und entsprechend Heisshungerattacken nach Kohlehydraten bzw. Zucker auslöst. In meinem Fall hat das geheissen, dass ich regelmässig ‹Hangry› (engl. für die Wortkombination aus hungry und angry, sprich Hungrig und Wütend) und damit meine emotionale Achterbahn noch wilder wurde.

Zweitens: Wirkungslücken schaffen oder nutzen.

Jedes Präparat hat eine spezifische Wirkstofffreisetzung. Im Falle von unretardiertem Methylphenidat ist es eine bestimmte Zeitdauer, die man mit der Zeit weiss und im Falle von retardierten Medikamenten sind es meist 1-3 Peaks. In der Regel wird die zweite Dosis so umgeben von einer Hilfssubstanz, dass sie erst nach einer gewissen Zeitdauer freigesetzt wird. Ich hatte nach viel rumprobieren ein retardiertes Präparat gefunden, was für mich gut funktioniert hatte unter anderem, weil ich nach den 3.5h vom unretardierten ein genügend grosses Zeitfenster hatte, um soweit von der Wirkung runterzukommen, dass ich essen konnte, ohne in den Rebound zu geraten. Das ‹Essfenster› hatte ich in der Regel so abgestummen auf die Einnahme, dass ich zur Mittagspause essen konnte.

Drittens, Rebound verhindern bzw. vermindern

Zu Wissen, wann die Wirkung nachlässt, gegebenenfalls den Timer stellen, falls man nicht daran denkt und entweder einen gesunden Snack bereit haben oder gleich eine vollwertige Mahlzeit zu sich nehmen, kann helfen die heftigen Rebounds zu verhindern.

Man ist, was man isst…
Zu guter letzt: Essen beeinflusst wirklich immens viel! Mit der Ernährungsumstellung auf kohlehydratearme Ernährung, hatte ich zum ersten Mal meinen Blutzucker im Griff, was mir enorm viel (emotionales und körperliches) Wohlbefinden gebracht hat und unter anderem geholfen hat, die Medikamente mehr und mehr weglassen zu können.

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